Die kleine Schildkröte schlich langsam entlang des kalten Strands. Plötzlich fiel einige hundert Meter entfernt eine Möwe in eine Pfütze, unweit eines Baums und starb. Die Kröte schleppte sich mühsam zum weißen Kadaver. Dort angelangt fiel ihr ein, dass sie ihr Besteck zu Hause vergessen hatte und machte sich auf den Weg zurück, um es zu holen. Als sie bereits einige Minuten unterwegs war drehte sie sich um und sah einen dunklen Schatten, der sich über den toten Vogel gebeugte hatte. Sie blieb stehen und erkannte im Schatten einen alten, zerzausten Köter. Er war dabei die Möwe zu zerlegen, hatte ihr bereits den Kopf abgebissen und wieder ausgespuckt. Die Schildkröte wendete abermals und kroch, diese Mal noch schneller zurück zum Baum und keuchte, als sie dort angekommen war, knapp an Atem: „Lass mich das machen.“
„Was machen?“, antwortete der Sträuner.
„Sie zerlegen, sie zerfleischen.“
„Wieso?“, der Hund machte ein verdutztes Gesicht. Warum sollte er auchauf seine leicht ergatterte Beute so einfach verzichten, „Nein!“
„Ich hab sie aber getötet.“
„Du?“
„Ja. Ich!“
„Hm...kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. “
Die Schildkröte grinste verschmitzt und erwiderte frech, „glaub was du willst, aber es ist so.“
„Na, dann erzähl mal wie du das angestellt hast.“
„Das war ganze einfach. Die Möwe kreiste über mir und kreischte, ‚schau mich an, schau wie hoch ich fliege.’ Ich fühlte mich gedemütigt ist ja klar oder? Naja, auf jedem Fall lies ich mich auf eine Wette ein...“
„Auf eine Wette?!“
„Eine Wette...ich forderte die Möwe zu einem Wettrennen heraus. Einmal um die Insel. Sie willigte ein, wenn auch leicht irritiert von meinem Vorschlag. Der Gewinner sollte als Preis die Insel für immer verlassen. Wie kaum anders zu erwarten gewann die Möwe. Ich bin ja auch nicht gerade die schnellste. Um meinen Schicksal zu entgehen schlug ich eine zweite Wette vor. Sozusagen „Doppelt oder nichts“.“
„Eine zweite Wette?“
„Eine zweite Wette...wieder ein Wettrennen. Die Möwe willigte siegessicher ein.“
„Verständlich.“
„Ja, verständlich. Dieses Mal aber waren die Forderungen anders. Dieses Mal sollte der gewinnen, der am langsamsten die Insel umrunden kann. So starteten wir beide ich gemütlich am Grund, der Vogel in der windigen Luft. Sobald die Möwe aber merkte, dass sie weit schneller war als ich, drosselte sie ihren Flug. Immer noch zu schnell verlangsamte sie immer weiter. Immer weiter bis sie ihre Flügel nicht mehr tragen konnten und sie so im Sturzflug hier landete.“
Der Hund schaute die Schildkröte ungläubig an und wünschte ihr voller Bewunderung für ihre Gewitztheit einen guten Appetit.
(Singapur, 23. August 2009)
„Was machen?“, antwortete der Sträuner.
„Sie zerlegen, sie zerfleischen.“
„Wieso?“, der Hund machte ein verdutztes Gesicht. Warum sollte er auchauf seine leicht ergatterte Beute so einfach verzichten, „Nein!“
„Ich hab sie aber getötet.“
„Du?“
„Ja. Ich!“
„Hm...kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. “
Die Schildkröte grinste verschmitzt und erwiderte frech, „glaub was du willst, aber es ist so.“
„Na, dann erzähl mal wie du das angestellt hast.“
„Das war ganze einfach. Die Möwe kreiste über mir und kreischte, ‚schau mich an, schau wie hoch ich fliege.’ Ich fühlte mich gedemütigt ist ja klar oder? Naja, auf jedem Fall lies ich mich auf eine Wette ein...“
„Auf eine Wette?!“
„Eine Wette...ich forderte die Möwe zu einem Wettrennen heraus. Einmal um die Insel. Sie willigte ein, wenn auch leicht irritiert von meinem Vorschlag. Der Gewinner sollte als Preis die Insel für immer verlassen. Wie kaum anders zu erwarten gewann die Möwe. Ich bin ja auch nicht gerade die schnellste. Um meinen Schicksal zu entgehen schlug ich eine zweite Wette vor. Sozusagen „Doppelt oder nichts“.“
„Eine zweite Wette?“
„Eine zweite Wette...wieder ein Wettrennen. Die Möwe willigte siegessicher ein.“
„Verständlich.“
„Ja, verständlich. Dieses Mal aber waren die Forderungen anders. Dieses Mal sollte der gewinnen, der am langsamsten die Insel umrunden kann. So starteten wir beide ich gemütlich am Grund, der Vogel in der windigen Luft. Sobald die Möwe aber merkte, dass sie weit schneller war als ich, drosselte sie ihren Flug. Immer noch zu schnell verlangsamte sie immer weiter. Immer weiter bis sie ihre Flügel nicht mehr tragen konnten und sie so im Sturzflug hier landete.“
Der Hund schaute die Schildkröte ungläubig an und wünschte ihr voller Bewunderung für ihre Gewitztheit einen guten Appetit.
(Singapur, 23. August 2009)